*Die beiden arabischen Wörter für gnädig und barmherzig entstammen der gemeinsamen Wurzel r-ḥ-m. Der Begriff ar-Raḥmān (der Gnädige) bezeichnet die allumfassende und allgemeine Gnade und Barmherzigkeit, die Gott unaufgefordert und ohne Verdienst des Empfängers gewährt, wie zum Beispiel die Schätze der Natur. Ar-Raḥīm (der Barmherzige) steht für die immer wieder sich manifestierende Barmherzigkeit Gottes, die wir durch unsere eigenen Anstrengungen auf uns lenken, so in etwa, wenn Er unser Gebet und unsere Arbeit segnet.
al-Fātiḥa: Die erste, aus sieben Versen bestehende Sure des Heiligen Qurʼan, al-Fātiḥa, ist das wichtigste und in jeder Hinsicht vollkommene muslimische Bittgebet. Zunächst beschreibt das Gebet die vier grundlegenden Attribute Gottes, in deren weiteren Entfaltung die übrigen Eigenschaften Gottes bestehen. Diese vier Hauptattribute Gottes sind: der Herr der Welten (Rabbu l-ʿālamīn), der Gnädige (ar-Raḥmān), der Barmherzige (ar-Raḥīm) und der Meister des Gerichtstages (Māliki yaumi d-dīn). Das erste Attribut, der Herr der Welten (Rabbu l-ʿālamīn), bezeichnet Gott als Schöpfer, Erhalter, Entwickler und Förderer des Universums. Vor allem ist Er der Rabb der Welten, d. h. Er lässt allen Völkern und Nationen – auch den unbekannten und noch unerforschten Welten – Seine Fürsorge und Seinen Beistand gleichmäßig angedeihen. Und darum ist nur Gott allein der Verehrung durch die Geschöpfe würdig. Wer sich der Fürsorge Gottes entzieht, verliert jede Hoffnung auf ein vollkommenes Leben. Das zweite Attribut, der Gnädige (ar-Raḥmān), beschreibt die allumfassende und allgemeine Gnade und Barmherzigkeit, die Gott unaufgefordert und ohne Verdienst des Empfängers gewährt, wie zum Beispiel die Schätze der Natur. Das dritte Attribut, der Barmherzige (ar-Raḥīm), bezeichnet die immer wieder sich manifestierende Barmherzigkeit Gottes, die wir durch unsere eigenen Anstrengungen auf uns lenken, so in etwa, wenn Er unser Gebet erhört und unsere Arbeit segnet. Das vierte Attribut, der Meister des Gerichtstages (Māliki yaumi d-dīn), erinnert den Menschen daran, dass er für seine Taten Rechenschaft abzulegen hat, und mahnt ihn, sich auf den Letzten Tag vorzubereiten. Nach der Aufzählung der Hauptattribute weist das Gebet den Menschen darauf hin, dass nur Gott allein anbetungswürdig ist und allein bei Ihm Hilfe zu suchen ist. Dies wird im Satz „Führe uns auf den geraden Weg“ ausgedrückt. Dieser kurze Satz ist so inhaltsreich, dass es alle erdenklichen Bedürfnisse des Menschen umfasst. Was immer wir tun, soll im Einklang mit dem geraden Weg sein, und dieser gerade Weg wird im nachfolgenden Vers näher beschrieben: Der Weg jener, die Gottes Gnade empfangen haben und sich nachher nicht Seinen Zorn zugezogen haben, indem sie entweder übermütig wurden oder sich zu stolz gegenüber den anderen verhielten. Muslime wollen vor diesen beiden Fehlentwicklungen geschützt sein, deshalb flehen sie nicht nur um die Gnade Gottes und den geraden Weg, sondern möchten, dass Gottes Schutz sie immer begleitet. Diese Sure zeigt auch, wie man zu Gott beten soll: Zunächst vergegenwärtigt man sich die Attribute Gottes, dann bekennt man seine Treue zu Gott und erklärt, dass man gänzlich von Gott abhängig ist, dann legt man Ihm seine Bitten vor, ist sich aber wohl bewusst, dass einem der Missbrauch der von Gott gewährten Fähigkeiten Seines Schutzes berauben könnte.